Vor 30 Jahren: Western Pacific - Frech, bunt und trotzdem gescheitert
14.06.2025
Als Low-Cost-Airlines haben in den USA schon viele Fluggesellschaften ihr Glück gesucht, und nicht wenige sind nach kurzer Zeit gescheitert. Unter den kurzlebigen Mitbewerbern war keine so auffällig bunt und frech wie Western Pacific Airlines, die von März 1995 bis Februar 1998 in Colorado geschäftete. Sie fiel nicht nur Flugzeug-Enthusiasten, sondern auch allen übrigen Beobachtern unweigerlich auf, den ihre Flugzeuge trugen individuelle, bunte Werbebemalungen. Doch die fliegenden Cowboys, Revue-Girls und Comicfiguren auf ihren Boeing 737-300 konnten Western Pacific im harten Kampf um Marktanteile gegen die etablierten Fluglinien letztlich auch nicht helfen.
«Soar to your destiny» - Schwebe zu deinem Schicksal lautete das Motto der Technischen Hochschule von Colorado Springs, der Colorado Tech, das die Boeing 737-3Y0 N952WP als Werbeträger nutzte. Nach drei Jahren, in denen Western Pacific nur Verluste einflog, nahm der motivierend gemeinte Leitspruchangesichts des Schicksals des Unternehmens aber eine makabere Färbung an, denn nach einer gescheiterten Fusion mit der Konkurrentin Frontier Airlines glitt Western Pacific im Februar 1998 in die Insolvenz (Lukas Lusser, Colorado Spring, 23.3.97).
Das bekannteste und beliebteste Werbeflugzeug der Western Pacific war zweifelslos die Boeing 737-301 N949WP, auf der Fox TV mit den Simpsons Werbung für seinen Sender machte (Sammlung Werner Soltermann, Colorado Springs, November 1996).
Zunächst schien Western Pacific Airlines zwar alles richtig zu machen. Unter der Leitung von Ed Beauvais, der ein Jahrzehnt zuvor America West Airlines erfolgreich etabliert hatte, wählte die Newcomerin den von anderen Airlines stiefmütterlich vernachlässigten Flughafen von Colorado Springs als Basis aus. Seine Lage am Fuss der Rocky Mountains bot nicht nur ein touristisches Potential, sondern versprach als Standort einer grossen Ausbildungsbasis der US Air Force auch beständigen Reiseverkehr von Luftwaffen-Personal und seinen Angehörigen. Zudem gelang es Western Pacific, zahlreiche touristische Anbieter aus der Region als Sponsoren für eine bunte Werbebemalung auf einem ihrer Flugzeuge zu gewinnen, was zusätzliche Erträge in die Kasse des Unternehmens spülen sollte.
Das Angebot ab Colorado Springs wurde am Markt zunächst gut aufgenommen. Doch die Konkurrenz, allen voran United Airlines, die im nahegelegenen Denver einen ihrer wichtigsten Hubs betrieb, war gar nicht erfreut und drängte alsbald selbst in den Markt am Standort der Western Pacific. Sie geriet immer mehr unter Druck, und nachdem ein Rettungsplan, der eine Fusion mit Frontier Airlines und einen Wechsel an den grösseren Flughafen Denver beinhaltet hätte, mit dem Ausstieg von Frontier platzte, musste Western Pacific nach knapp drei Jahren die Segel streichen...
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Mehrere Casino-Betreiber nutzten die Möglichkeit, auf einem der Western Pacific-Flugzeuge Werbung für ihre Vergnügungstempel zu machen. Das Stardust Casino aus Las Vegas etwa warb mit einem seiner Revue-Girls im Heck der Boeing 737-301 N301AU (Sammlung Andy Herzog, Los Angeles, Frühjahr 1996).