Silver Airways stellt Betrieb mit sofortiger Wirkung ein

11.06.2025    Quelle: Simple Flying         

Die in Fort Lauderdale, Florida, ansässige Silver Airways musste am 11. Juni 2025 den Betrieb mit sofortiger Wirkung einstellen und in Liquidation gehen, nachdem ein Versuch zur Reorganisation des verschuldeten Unternehmens gescheitert ist. Bereits seit dem 30. Dezember 2024 befand sich Silver Airways in einem Gläubigerschutzverfahren nach US-Konkursrecht, doch gelang es ihr offenbar nicht, die notwendigen Mittel für eine nachhaltige Sanierung des Unternehmens zu beschaffen.

oben: Nur gerade etwas länger als fünf Jahre flog die ATR 72-600 N702SV mit der Baunummer 1553 bei Silver Airways. Die Airline musste leider am 11. Juni 2025 ihren Betrieb einstellen (Jens Kodalle, Fort Lauderdale, 25.12.21).

unten: 1990 als Flugtaxi gegründet, nahm Gulfstream International Airlines ab dem Winter 1990/91 Linienflüge ab Florida auf die Bahamas auf. Hierfür setzte sie De Havilland Canada Dash 7 wie die DHC-7-102 N174RA ein (Lukas Lusser, Miami International, 1.3.99).

Silver Airways wurde 1990 unter dem Namen Gulfstream International Airways von einem ehemaligen Eastern Air Lines Piloten, Tom Cooper, als Air Taxi-Unternehmen gegründet, das Flüge zwischen Miami, den Bahamas und Cape Haitien auf Cuba anbot. Am 1. Dezember 1990 nahm Gulfstream Linienflüge von Miami sowie Fort Lauderdale auf die Bahamas auf. Zum Einsatz kamen dabei De Havilland Canada DHC-7. Ab 1994 wurden auch Zubringerflüge im Codeshare mit United Airlines durchgeführt und die Flotte mit Beech 1900-Commutern ergänzt.

1998 kaufte Gulfstream International den Konkurrenten Paradise Island Airways, der ebenfalls mit Dash 7 von Florida aus in die Karibik verkehrte. Paradise Island wurde jedoch als separates Unternehmen unter eigenem Namen weitergeführt und bereits 2003 an US Airways weiter veräussert. Im Gegenzug wandelte sich das Geschäft der Gulfstream International zunehmend zum regionalen Zubringer. Ab 1997 wurde sukzessive eine entsprechende Zusammenarbeit mit Continental Airlines ausgebaut und ein Zubringernetz ab Cleveland aufgebaut.

oben: Paradise Island Airlines wurde 1989 als Tochter der Chalk's International gegründet, die mit Amphibienflugzeugen ab Miami Harbour Island auf die Bahamas flog. Als Ergänzung zum Geschäft der Mutter verkehrte Paradise Island von verschiedenen Flughäfen Floridas aus auf den neu eröffneten STOL-Flugplatz auf Paradise Island, Bahamas. 1998 wurde Paradise Island Airlines an die ebenfalls im Karibik-Geschäft tätige Gulfstream International Airlines verkauft, flog aber unter ihrer angestammten Marke weiter (Lukas Lusser, Miami International, 19.3.91).

unten: Insgesamt 27 verschiedene Saab 340B fanden den Weg zu Silver Airways, darunter auch die N331AG, die sie aus Beständen der Northwest Airlines Partnerin Mesaba Airlines erwarb. Sie kam in den eigenen Farben der Silver Airways ab Florida und Puerto Rico auf Flügen in die Karibik zum Einsatz (Lukas Lusser, Fort Lauderdale, 17.1.15).

Am 4. November 1990 musste Gulfstream International dennoch ein erstes Mal Konkurs anmelden und Gläubigerschutz nach Chapter 11 des US-Konkursrechts beantragen. Das Unternehmen nannte gestiegene Treibstoffpreise, einen allgemeinen Nachfrage-Einbruch nach den Terrorattacken vom 11.9.01 sowie die aufgestaute Schuldenlast als Ursache für diesen Schritt. Die Investment-Firma Victory Park aus Chicago stieg in der Folge als Hauptkapitalgeber bei Gulfstream International ein und benannte sie neu als Silver Airways. Ab 11. Dezember 2011 flog sie unter ihrem neuen Namen mit einer Flotte gebraucht erworbener Saab 340, mit denen die Beech 1900 ersetzt wurden. Sie wurden für United Express ab Washington Dulles und Atlanta eingesetzt.

Mit dem Aufbau einer Basis in Fort Lauderdale und dem Kauf der Seaborne Airlines, die ebenfalls mit Saab 340 ab San Juan, Puerto Rico und St. Thomas auf den US Virgin Islands operierte, kehrte Silver Airways unter eigenem Namen in das Geschäft mit Flügen zwischen Florida und karibischen Zielen zurück. 2017 platzierte Silver Airways eine Bestellung über 20 ATR 42 und ATR 72, mit denen sie die Saab 340 ersetzte. Ab 2021 nahm sie mit zu Frachtern umgebauten ATR 72 zudem Feeder-Frachtflüge für Amazon Prime auf. Was als zusätzliches Standbein im Geschäftsmodell und gesicherte Einkommensquelle gedacht war, entwickelte sich jedoch zu einem fatalen Rückschlag für Silver Airways. Es geschah, was eigentlich nicht geschehen dürfte, und lakonisch mit dem Statement zusammengefasst wurde: «Es stellte sich dann aber heraus, dass die Frachttore und Cargosysteme der ATR nicht zum Bodenequipment und den Normen von Amazon Prime passten». Wegen dieser Inkompatibilität, die eigentlich von Anfang an hätte erkannt werden müssen, wurde die Zusammenarbeit von Amazon Prime per Juli 2023 gekündet. Am 30. Dezember 2024 musste Silver Airways deshalb erneut Gläubigerschutz nach Chapter 11 vor dem Konkursgericht beantragen. Nachdem die Bemühungen, neue Geldgeber zu finden, nun offenbar nach dem Ausscheiden eines potentiellen Investors gescheitert sind, musste die stark überschuldete Silver Airways die Liquidation nach Chapter 7 des US-Konkursrechts beantragen und den Betrieb mit sofortiger Wirkung einstellen.